Wie die Mondin an den Himmel kam
von Kira die Rabin
Es war einmal vor langer, langer Zeit, als es noch keine Mondin am Himmel gab. Da versammelten sich die Geschöpfe der Nacht, um zu beraten, was gegen die nächtliche Dunkelheit zu tun sei. Alle waren sie gekommen: Eulen, Fledermäuse, Maulwürfe, Glühwürmchen, Elfen, Trolle, Feen, Vampire und viele, viele mehr.
„Es ist schlimm“, maulten die Mäuse, „man kann keinen Schritt gehen, ohne über irgend etwas zu stolpern“.
„Ja,“ ereiferte sich eine Elfe, „wenn ich nachts herumfliegen möchte, dann stoße ich so oft mit Bäumen oder den Häusern der Menschen zusammen, dass ich überall blaue Flecken habe, und ich weiß nicht, wie oft ich mir schon die Flügel verstaucht habe. Es ist nicht auszuhalten.“
Man diskutierte bis in die frühen Morgenstunden – und wie das so oft bei solchen Versammlungen der Fall ist – gab es die unmöglichsten Vorschläge. Die Drachen zum Beispiel meinten, sie könnten doch des nachts in den Himmel aufsteigen und mit ihrem feurigen Atem die Dunkelheit vertreiben, doch die anderen Wesen waren dagegen, weil die Wälder und Felder zu leicht Feuer fangen könnten.
Nach langem Hin und Her meldete sich ein Glühwürmchen zu Wort: “ Ich weiß, wir sind sehr klein und einen von uns kann man leicht übersehen, aber wenn wir gemeinsam leuchten, können wir sicher ganz schön viel Licht in die Welt bringen“. Die anderen Nachtwesen waren über diesen Vorschlag sehr erstaunt, ließen ihn sich aber durch den Kopf gehen.
Die Sonne zeigte sich schon am Horizont, als man übereinkam, das Angebot der Glühwürmchen anzunehmen. Man beschloss, dass die Leuchtkäferchen jeden Abend zu einem bestimmten Punkt am Himmel fliegen sollten, um von dort aus die Nacht zu erhellen. Sie verlangten aber, mindestens eine arbeitsfreie Nacht im Monat. In dieser Nacht würde es dunkel bleiben.
Mit der Zeit wuchsen die nächtlichen Lichtbringer zu einem Wesen zusammen, und da sie ihre Arbeit so gut machten, beschlossen die Götter, sie in ihrem Kreis aufzunehmen. So entstand Luna, die Mondgöttin, wie wir sie heute sehen – aus unscheinbaren kleinen Einzelwesen, die jedes für sich nicht viel ausrichten konnten, in der Gemeinschaft jedoch das Dunkel der Nacht erhellen und verzaubern.